GALERIE KUNSTHALLE HOSP

Foto: Anika Tiefenbacher, Nassereith
Foto: Anika Tiefenbacher, Nassereith

Laudatio - P. Hörhager

 „BeGEGNUNGEN“ von michael unterluggauer

laudatio am 2. dezember 2011 in der galerie kunsthalle hosp in nassereith

 

es ist immer angenehm, wenn man bei einer laudatio auf zitate zurückgreifen kann, die von gescheiten leuten stammen und genau das ausdrücken, was der laudator – in diesem fall ich – sagen möchte. und so habe nicht ich, sondern hat der herbert böckl einmal gesagt:

„der maler hat das glück, eine schweigsame kunst zu betreiben,
eine kunst ohne spektakel. spektakel wird ohnehin genug gemacht!“

ich habe dieses zitat nicht grundlos als einstieg gewählt – den herbert boeckl   nennt der künstler, dessen werke wir heute hier begeistert inhalieren, als sein großes vorbild. „es gibt viele verdammt gute künstler, aber zwei liegen mir besonders am herzen – herbert boeckl und  antoni tàpies“, hat er mir bei unserer ersten begegnung erzählt. der katalane tàpies kam nach dem studium eines taoistischen meditationsbuches zur auffassung, dass kunst intensiv nur dann erlebt werden kann, wenn zwischen dem kunstwerk und dem, der es wahrnimmt, ein austausch von energie erfolgt. im klartext: der betrachter muss sich mit dem kunstwerk aktiv identifizieren. womit mir klar ist, warum sich der michael unterluggauer als seelenverwandter von tàpies fühlt. denn auch er sieht seine bilder als energiespeicher – seine energie fließt beim malen in seine bilder und überträgt sich von dort auf den betrachter. 

und herbert boeckl: schon in seinem frühwerk entwickelte er  einen eigenständigen, stark expressiven stil, der seine werke in einer randzone des "geradenochgegenständlichen" stellt. farbe wird und bleibt prägendes ausdrucksmittel. es überwiegen wenige, ungemein leuchtende farben, die teilweise in harten kontrasten zueinander stehen. das kommt uns doch bekannt vor – wir brauchen uns nur umzusehen und begegnungen mit dem werk unterluggauers eingehen.

na ja – bis er soweit war,  musste aus dem lehrenden ein lernender werden. bereits als fertiger hauptschullehrer für die fächer deutsch und geometrisches zeichnen hat er  auch noch die prüfung für das fach bildnerische erziehung angestrebt und – logischerweise, aber für ihn selbst damals gar nicht so selbstverständlich – mit bravour bestanden. „der adi hatte eine wahnsinns-power“, bestätigt begeistert auch der michael und bezeichnet das zusammentreffen mit dem schwazer als das schlüsselerlebnis am beginn seines kunstschaffens. „du musst aus dem bauch heraus malen“, zitierte der michael in einem unserer gespräche seinen damaligen mentor.

er hat nicht nur talent, er hat auch das glück, besondere menschen zu treffen, der michael unterluggauer. am beginn war es adolf luchner, in den 90er-jahren wurde der in graz geborene peter mairinger sein freund und lehrmeister. „ein wilder hund, eine tolle persönlichkeit“, charakterisiert der osttiroler den steirer. löste eine künstlerische eruption aus. und: der michael unterluggauer errötete – rot wurde zur dominierenden farbe im werk des volksschuldirektors. wie im werk von mairinger.   „rot ist energie“, betont der michael. feuer ist rot, rot ist auch die farbe des blutes. Die farbe des herzblutes, mit dem unterluggauer letztlich malt. wobei er relativiert: „ich bin nicht nur ein rot-maler (anm.: davon können wir uns heute und hier ja überzeugen)– peter mairinger hat in mir aber den mut zur farbe geweckt.“

 

 „wenn ich an die noch weiße leinwand trete“, gesteht michael unterluggauer, „ist dies  wie ein kampf mit den elementen und kostet energie. wenn ich merke, dass diese energie auf den betrachter überspringt, dann weiß ich, dass ich ein gutes werk geschaffen habe.“ dazu kommt die freiheit, ohne zwänge arbeiten zu können: „ich bin frei, weil ich nicht von meiner kunst leben muss.“ auch diese ungebundenheit, dieses freisein von stilistischen zuordnungen oder strömungen mag ein geheimnis der kunst von michael unterluggauer sein. er lehnt ab, was ihn auch an anderen stört: „man darf sich selbst nie zu wichtig nehmen – ich habe ein gräuel vor menschen, die glauben, alles zu wissen und gott-spielen-wollen.“

 

hier in  der kunshalle hosp begegnen wir  michael unterluggauer neuesten werken.  Wobei der titel begegnungen wohl auch auf seine art des malens anzuwenden ist: er „begegnet“ seinen bildern mehrmals, weil er – in zeitlichen abständen - seine bilder weiterentwickelt. bis zu 30 schichten – nicht nur farbe, sondern auch papier, pappe und ähnliche materialien - umfasst der malprozess, den er manchen seiner bilder unterzieht. es sind quasi fortsetzungsbilder – nach pausen, in denen er an anderen bildern arbeitet, stellt er ein vermeintlich fertiges bild wieder auf die stafflei und setzt sein malwerk fort. auch dieser wesenszug michael unterluggauers zählt zu seinen künstlerischen besonderheiten – die suche nach vollkommenheit.

 

einer, der dies schon früh bemerkt hat, ist dietmar hosp, die verbindung der beiden, die inzwischen zu einer festen freundschaft geworden ist, reicht bis ins jahr 1989 zurück. Damals hat der dietmar hosp durch zufall ein bild von michael luggauer gesehen und sofort erkannt, dass dieser künstler seiner galerie würdig ist hat. inzwischen hat er seinem freund michael schon sieben  mal eine plattform für ausstellungen geboten, heute erleben wir die eröffnung der achten unterluggauer-ausstellung.  Womit die kunsthalle einmal mehr zur unterluggauer-energie-tankstelle wird.

 

Auf der einladung zur heutigen vernissage wird pablo picasso zitiert: jeder möchte die kunst verstehen. warum versucht man nicht, die lieder eines vogels zu verstehen. ich war am samstag in der bodero-ausstellung im bankforum austria in wien und möchte ein zitat dieses künstlers anhängen: „die realität gibt es bereits – wir künstler müssen eine geistige gegenwelt schaffen“. ich möchte das bodero-zitat ergänzen: „so wie es auch michael unterluggauer tut.“

 

noch ein letztes zitat sei mir gewährt: „leben geschieht durch etwas noch nie erforschtes, nie wirklich erforschbares. einen kleinen funken dessen in die kunst zu transportieren ist das eigentliche, nicht erlernbare und kann – in glücklichen stunden – nur durch das völlig unbewusste bruchstückhaft geschehen.“ das zitat stammt – von michael unterluggauer.

 

ich danke für ihre aufmerksamkeit                                                   peter hörhager